WON ABC – von Dada zu Fluxus

WON ABC Graffiti

WON ABC hat die größten Graffitis in München gemalt. Er ist wegen seines abgedrehten Stils und der außergewöhnlichen Motive der bekannteste Graffitikünstler der Stadt. Markus Müller ist WON ABC. Als Gründer der Crew ABC begleitet er die Szene seit den 80er Jahren.

WON ABC Portrait, Fotocredit Randy Rocket
WON ABC, Fotocredit Randy Rocket

Prägung im Fluxus

Er ist der erste Name der fällt, wenn über die Münchner Graffiti- und Streetart-Szene gesprochen wird: WON ABC. Sein Stil: Lowbrow oder Pop-Surrealismus. WON ABC erinnert ein wenig an Mark Ryden – Objekte werden figürlich dargestellt und allem wird ein Leben geschenkt. Jedes Objekt wird zum Protagonisten – in den Hauptrollen spielen diverse Darsteller. Entsprechend kleinteilig und detailgetreu tragen die Arbeiten von WON ABC’s Geschichten, die ganze Drehbücher füllen könnten. Phantastischer Realismus trifft auf Surrealismus. Geprägt allerdings hat den Künstler die Zeit des Fluxus. Hinter der Kunstform, steckt eine Philosophie oder gar eine Bewegung, die nicht ein Kunstwerk betrachtet, sondern die Idee und die Intention. Joseph Beuys, Yoko Ono oder John Cage prägten die Zeit des Fluxus. So ist – passend zu dem Einfluss jener Zeit – die Motivation von WON ABC, Graffiti als eine Form der Anti-Kunst-Bewegung zu betrachten. Nicht zuletzt, weil Graffiti bis in die 90iger Jahre als Vandalismus angesehen wurde und die Künstler von der Presse Betitelungen wie „Graffitischmierer, Grabschänder, Taubenfütterer“ über sich ergehen lassen mussten.

WON ABC Graffiti Giesinger Bräu

Trotz der versteckten Rebellion in seinen Werken, schafft der Künstler es, nicht zu schockieren, sondern zu amüsieren und zu hinterfragen. Immerhin kombiniert WON ABC die ernste Botschaft mit dem leichten Märchen oder den Figuren aus seinen phantastischen Welten.

WON ABC GRAFFITI

Zu Ehren von Georg Elser

Manchmal bricht WON ABC aus seinem Muster aus und verlässt die umfangreichen Geschichten. Und zwar dann wenn der Künstler einer Person Anerkennung zollen möchte. So hat er das zeitweise größte Wandbild auf dem Gelände des Münchner Merkur Verlages mit einem Portrait entstehen lassen. Zusammen mit seinem Kollegen Loomit malte er den Widerstandskämpfer Georg Elser, um an dessen Mut bei dem Attentat auf Hitler im Jahr 1939 zu erinnern. WON ABC löste aber das einst größte Graffiti der Stadt ab, um weitere Personen zu ehren – seinen Professor und Avantgardekünstler Robin Page und die Protagonisten der Räterepublik in München (Titel „Von DADA zu FLUXUS“).

WON ABC GRAFFITI MÜNCHNER MERKUR VERLAG GEORG ELSER
Protagonisten der Räterepublik in München
(Kurt Eisner, Sarah Sonja Rabinowitz, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Ernst Toller)

Münchens größtes Graffiti

WON ABC studierte an der Kunstakademie in München und hat unter der schützenden Hand von Professor Robin Page als Meisterschüler sein Studium absolviert. WON ABC erinnert sich, dass er von einigen Hochschulen abgewiesen worden war. Professor Page jedoch hat das Talent des Künstlers entdeckt. Es begann eine prägende Phase der Lehre, aber auch die gemeinsame Party kam unter den Freunden nicht zu kurz. Mit großem Respekt und warmherzigen Worten erinnert sich WON ABC an seinen Lehrer. Als Professor Page 2015 verstarb, widmete der Künstler ihm eine 1000qm große Wand am Giesinger Berg – mit dem Professor und seinem blauen Bart als Hauptfigur. Richtig gelesen. Der Avantgardist färbte sich seinen Rauschebart bis ins hohe Alter blau und drückte seine Radikalität als Kult an seinem Körper aus. 

WON ABC GRAFFITI ROBIN PAGE BLUEBEARD

Professor Robin Page

Robin Page war ein britischer Konzeptkünstler, der in Kanada lebte und dort auch sein Kunststudium beendete. Robin Page machte in den 70er Jahren die Fluxus-Bewegung in Deutschland populär. Von 1981 bis 1998 dozierte der Professor an der Akademie der bildenden Künste in München.

Der Traum als Inspiration

Lange finden muss WON ABC seine Motive nie. Andere Kreativschaffende suchen die Inspiration und fürchten innere Blockaden. WON ABC hingegen folgt einfach seinem biologischen Rhythmus und geht zu Bett, wenn sein Körper ihn dazu einlädt. Er macht seine Arbeit sprichwörtlich im Schlaf. Denn seine Träume sind so crazy, dass er sie nur noch in der Früh aufschreiben muss. So liegt sein Skizzenbuch auf dem Nachttisch griffbereit und wenn der Sandmann seinen Besuch abgestattet hat, fängt WON ABC an zu arbeiten, ohne, dass er viel dafür tun muss. So träumte er kürzlich von einem Planeten den WON ABC unterhalb der Erdoberfläche durch eine Glaswand beobachten konnte. Auf der Glasfläche lag ein Obdachloser, der keine Schuhe trug und dessen Zehen sich wie Raupen auf dem Glas fortbewegten.

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Das klingt wie ein typisches Motiv des exzentrischen Künstlers. Ich halte von nun an Ausschau nach vermenschlichten Riesenraupen an den Wänden Münchens.

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Sabine Hanse
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Als „Jette“ tingele mit meiner Gitarre durch die Bars und begleite mich zum Gesang. Heartelier Magazine schreibt über Musiker*innen auf der ganzen Welt.

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