Dem Einen zu undergroundig, dem Anderen gerade urban genug – das Substanz in der Ruppertstraße. Makabere Babyfiguren hängen kopfüber von der Decke oder sitzen in Käfigen und blicken auf dich hinab. Alienfiguren besetzen die Plätze. Der Look – als hätte sich der Club im New Yorker „Search and Destroy“ eingerichtet. Dabei ist für den abgefahrenen Stil die Münchner Künstlerin Ruth Jäger verantwortlich. Zugegeben, mit Schlips und Kragen würde „Mann“ im Substanz eher nicht auftauchen. Dafür bietet der Club genug Raum für all die, die das Bürogewandt ablegen wollen. Auf 160 qm Fläche ließ es sich in der Vergangenheit ungeniert abfeiern.
Das Wiesngeschäft stünde jetzt vor der Tür
Heute stünde der Club vor seiner umsatzreichsten Zeit im Jahr. Das Wiesngeschäft wäre bald angelaufen. Mit Hotspot an der Theresienwiese, war das Substanz ein beliebter After-Wiesn-Club, den man gut torkelnd erreichen konnte. 30 Jahre ist der Club heute alt und zählt zu den Ältesten in München, der sich eisern in der Innenstadt am Leben hält. Das Substanz bringt eine große Fangemeinde mit, denn nicht nur die Partygänger fühlen sich hier wohl, auch die Fußballfans, die Musiker und die Poeten sind hier zuhause. Zu Fußballstoßzeiten – ich müsste sie betiteln können, kann ich aber nicht – wurden die Spiele im Substanz übertragen und Schreie der Fans erreichten auch mein Schlafzimmer zehn Hausnummern weiter. An jedem ersten Sonntag im Monat trafen sich hier die Münchner Denker und Dichter zum Poetryslam das in ganz Deutschland Anklang gefunden hat. Denn das Substanz hat auch Wettbewerbe veranstaltet. Vom Podcastfestival zum Livekonzert bis zur Kulisse für TV-Dreharbeiten – Substanz ist Hotspot einer Subkultur. Vor allem aber war der Club zu seinen Special Events brechend voll. Die Schlange der Poeten sah ich noch am Horizont, die Dezibel der Fußballstimmen ließen meine Herzschläge aussetzen.
Die Räume bleiben leer
Die Babys auf ihren Plätzen, die Alienfiguren und der eine Barmann lauschen ihrem Echo durch die leeren Hallen. Ein unbesetzter DJ-Pult, eine leere Bühne, eine verstaubte Bar, Terminator 3 im Flipper flackert seine Morsezeichen in den Raum – ohne Aussicht auf Rettung. Der Club wurde kurzerhand nach der Corona-Pandemie zu einer Gastronomie umfunktioniert. Das agile Team bietet nun auf der neu gebauten Terrasse für ca. 40 Plätze Frühstück und warme Speisen à la carte an. Die Stadt München hat den Gastronomen genehmigt, Straßenbereiche mit Tischen und Stühlen zu bebauen, damit ein wenig von den Umsatzeinbußen aufgefangen werden kann. Für einen Club nicht ganz easy, doch Jürgen vom Substanz lässt sich nicht unterkriegen.
Malevents im Außenbereich vom Substanz
Wenn 2020 die Zeit des Wandels sein soll, warum sich nicht gleich einer Mammutaufgabe widmen? Das Wiesngeschäft bleibt in diesem Jahr aus, aber! Nur wenige Meter weiter betreibe ich mein bescheidenes Geschäft, das heartelier. Solange die Temperaturen schön sind, werden wir Malevents im Außenbereich abhalten. Nicht sicher, ob wir dem Wiesngeschäft Konkurrenz machen können, aber ein Versuch ist es wert!
Streetart auf Leinwand
Streetart auf Leinwand. Das ist mein Slogan. Das könnt ihr lernen. Für 29 EUR pro Ticket zeige ich euch in drei Stunden die Techniken der Mixed Media Art. Die Events sind auf 19 Personen reduziert. Wir beginnen mit Freitag, dem 21.08.20 um 17:00 Uhr. Die Einnahmen gehen zu 100% in die Substanz-Kasse, damit der Club die Krise übersteht. Also, liebe Freunde habt Interesse oder Mitgefühl. Beide Motivationen lassen wir uns gern bezahlen. 🙂
Wir, das Substanz-Team und ich, freuen uns auf euch!