Alin Coen – Alles was ich hab

Alin Coen Singer Songwriter hearteelier magazine

„Nah“ heißt das aktuellste Album von Musikerin Alin Coen. Minimalistisch arrangierte Instrumente, ruhiger, teils leiser Gesang, ein Album über Philosophie und Reflexion zwischenmenschlicher Beziehungen. „Nah“ spricht über Ängste und Verbindungen. Ein Album, das die Hörer*innen ganz nah an die Musikerin heranlässt.

Nichts ist zu spät

Sieben Jahre lagen zwischen ihren letzten beiden Alben. Ungewiss darüber, ob die Musik überhaupt noch eine Rolle im Leben der Musikerin Alin Coen spielen sollte, verstanden sich die Jahre im Zeichen der Findung. Ein Land- und Wassermanagementstudium in den Niederlanden und ein Praktikum bei Greenpeace später:  Auch wenn Alin dachte, es wäre keine Musik mehr in ihr drin, kamen die Texte und die Melodien von allein zurück. Während die Jahre vergingen, war das Timing, die Veröffentlichung des Albums „Nah“ im August 2020 doch nicht ganz ideal. Immerhin musste die geplante Tour bereits zwei Mal verschoben werden, ob der anhaltenden Pandemie. Die Zeit scheint der Künstlerin allerdings nie davon zu laufen. Alin sagt über sich, dass sie für vieles einfach lange brauche. Das Komponieren ihrer Songs, so erklärt die Künstlerin, würde nur langsam vorangehen. Das klingt nach einer, in jeder Lebenslage, gesunden Einstellung zu dem Faktor Zeit, von dem alle gleich viel zur Verfügung haben, die meisten ihn jedoch nicht einzuteilen wissen.

„Nichts ist zu spät

Solang wir leben, will ich geben

Was ich hab“

Zitat aus „Alles was ich hab“ von Alin Coen

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Ecken und Kanten

„Alles was ich hab“ unterbricht die Linie der melancholischen Charakteristik aus Klavierklängen und versunkenen Gedanken. Im Uptempo singt Alin mit Gitarre über ihre Ecken und Kanten. Hätte Alin als Jugendliche nicht auf Nylonseiten das Gitarrespielen gelernt, wäre sie sicher heute eine Rockmusikerin. Alin erzählt, dass Ihr größtes Idol die It’s-oh-so-quiet-Sängerin Björk gewesen ist. 

Alin als Aktivistin und Feministin

„Quiet and still“ ist es eben meist nur zwischen den Kapiteln oder vor einem Sturm. Hinter der Musikerin Alin Coen steckt nämlich auch eine Umweltschützerin, Aktivistin und Feministin. Die studierte Umweltschutztechnikerin arbeitete bei Greenpeace zum Thema Elektroschrott durch Handys. Die Entscheidung über das wichtigste Thema in politischen Fragen kann Alin allerdings schwer treffen. Das Thema „Feminismus“ umtreibt die Musikerin jedoch stark. Auf ihren sozialen Kanälen weist Alin auf die gesellschaftlichen Missstände zwischen den Geschlechtern hin und ruft zum Gespräch auf. Ist es nun die Aufklärung darüber, dass im Radio teilweise nur 20 Prozent Frauenstimmen zu hören sind, die ungleiche Bezahlung oder die fehlenden Musikerinnen auf Konzerten: Alin stellt sich öffentlich dem Dialog.

Zum Beispiel postete sie einst auf ihrer Seite ein Line-up einer Konzertreihe, auf der Frauen ganz und gar fehlten. Daraus entstand eine Podiumsdiskussion, der selbst der Geschäftsführer des Festivals beiwohnte. Alin ist Mitbegründerin des Vereins „Music Woman* Germany“, einer Online-Datenbank mit Profilen von Frauen* aus der Musikbranche für mehr Sichtbarkeit auf dem Markt.

© Sandra Ludewig

So sähe ein Line-up von Alin aus

Ist es nun der Mann, der seine Rolle nicht teilen mag oder auch sogar die ein oder andere Frau, die ihresgleichen nicht ausreichend unterstützt? Aus Alin jedenfalls sprudelten die Namen nur so raus, als ich sie nach den weiblichen Musikerinnen fragte, die sie im Sinn hätte für ein eigenes Festival und so sähe das Event von Alin aus:

Vielleicht dürfen wir von einem Festival mit Künstlerinnen träumen, auf dessen riesige Wiese die Sonne hinab brutzelt, die Bühnen und deren Betrieb nachhaltig sind, die Verkostung regional und Bio ist, die Besucher*innen divers, es gibt nur notwendige Produkte zu erwerben, die frei von Werbung und Branding sind. Ein kleines Alin-Coen-Woodstock, das auf die Missstände unserer Zeit hinweist…am Ende eines Pandemie-Wahnsinns.

© Marcel Brell
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Sabine Hanse
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Als „Jette“ tingele mit meiner Gitarre durch die Bars und begleite mich zum Gesang. Heartelier Magazine schreibt über Musiker*innen auf der ganzen Welt.

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