Meistens schreibt sie ihren Namen fett an die Wand. Mit Style hat sie sich international einen Namen gemacht, dem Style gibt sie sich bedingungslos hin. Was DIZY von anderen Style Writings unterscheidet, sind die häufig weichen Kurven in ihrem Namen, pastellige Farbverläufe, die Fähigkeit 2D zu verlassen und ihren Schiften einen plastischen Look zu verleihen. In Ihrer Heimat Indien ist sie heute weit bekannt. Der indische Präsident Ram Nath Kovind kürte die mutige Künstlerin 2018 als eine der meist respektierten Frauen in Indien, als erste „Graffiti Lady“ und außerdem wurde sie 2020 unter den top 100 der phänomenalsten Frauen in Indien gewählt.
Ohne Cans an die Wand
Über den HipHop entdeckte DIZY Graffiti. Die in Delhi geborene Künstlerin hatte keine Ahnung von der Kunstform Graffiti oder Streetart. In Indien gab es weder Streetart noch Cans. So blickte DIZY über den großen Teich und malte mit Stift und Farbe ihre Motive im klassischen New-York-Style auf ein Blatt Papier, später an die Wand. Als DIZY auf einem Kunstfestival Europäische Graffiti-Künstler*innen wie Loomit kennenlernte, war ihre Mission vollkommen. Eine Stadt in Europa sollte ihre Wahlheimat werden.
Graffiti in Indien
Graffiti ist in den 70er Jahren in New York geboren, zehn Jahre Später schwappte der Hype rüber nach Europa, genauer gesagt nach München, Paris und Amsterdam. Erst in 2000 kam Graffiti nach Indien. Die deutsche und die indische Szene unterscheiden sich dadurch, dass es in Indien nicht das Problem der legalen freien Flächen gibt. Die freien Wände in deutschen Städten sind rar, gute Motive werden schnell übersprüht, teilweise bereits nach einem Tag. Das Thema Vandalismus ist in Deutschland groß, weil selbst ein gutes Motiv an einer nicht freigegebenen Wand, illegal und somit Vandalismus ist. In Indien gibt es Wände und Flächen. Dort hingegen sprüht DIZY immer in Begleitung ihres Bruders oder männlicher Freunde – einfach um geschützt zu sein. Immerhin gibt es keine weitere Frau in Indien, die Style Writing macht.
„Bombay ist heute eine entspannte, moderne Stadt, aber in Delhi würde ich nicht ohne Begleitung an die Wand gehen“, erklärt die Künstlerin.
Der Umzug nach Berlin
DIZY kommt aus einem mittelständischen Haushalt. Trotz der fehlenden Finanzen wurde die Künstlerin von ihrer Familie immer unterstützt. Direkt nach Berlin konnte DIZY nicht ziehen. In Polen hat sie ein Praktikum in einem Unternehmen begonnen. So konnte sie sich den Umzug finanzieren. Dem Ziel deutlich näher, hatte DIZY nur noch eine weitere Landesgrenze zu überqueren. DIZY fühlte sich in Delhi nie vollkommen. Der freie und mutige Geist der Künstlerin sollte sie nach Berlin leiten. Das bürokratische, spießige Deutschland als spirituelles Ziel einer 6.000 Kilometer langen Pilgerreise – eine Analogie, der nicht viele folgen können.
StickupGirlz als Crew
In den StickupGirlz, der ersten internationalen Frauencrew, hat DIZY ihre Crew gefunden. Die Frauencrew fühlt sich für DIZY wie eine zweite Familie an. Woman Empowerment ist auch für die Künstlerin ein Thema. Wann immer sie die Chance hat, den Frauen mehr Stärke, Kraft und Selbstbewusstsein zu vermitteln, nutzt sie diese. Selbst ist DIZY eher ruhig, doch ihre Gedanken sind unbändig. DIZY wusste einfach immer was sie vom Leben erwartet.
„I always want to find an answer. If you don’t have one for me, let me find it myself.“